Auch Freiburg kann Berlin. Die Frage wie Feminismus und Pornographie (direkt übersetzt „Hurenschrift“) zusammen gehen können, sorgte am 8. 11.19 für ein völlig ausverkauftes Café POW.

In der Reihe Sexpositiv inspirierte die Freiburger Kunst- und Kulturschaffende Oliwia Hälterlein die Zuhörer*innen mit ihrem lebendigen Vortrag zur Diskussion über feministische Pornographie. Dem Publikum wurden, nach in Zeiten der Riskovermeidung wohl unvermeidlichen Vorwarnungen, auch explizite Bilder aus dem Schaffen pornographischer Künstler*innen präsentiert. (links am Ende des Artikels)

Vertreten waren unter anderem Werke von Erika Lust, MeowMeow, Pinklabel, Ersties.  Das Freiburger Projekt Feuer.Zeug präsentierte seine Vision und Arbeitsweisen. Über 90, hauptsächlich weibliche Teilnehmer*innen, blieben am Ball und ließen sich durch die Welt einer positiv besetzten Pornographie führen. Schnell wurde klar, dass „feministische Pornographie, ethische Pornographie und authentische Pornographie“ große Schnittmengen bilden. Eine für mich überraschende Info war, dass Berlin mittlerweile international das Mekka (lustiges Wort in diesem Zusammenhang) für avantgardistische Pornographie ist.

Die anschließende Debatte arbeitete mühelos heraus, dass feministische Pornographie vor allem auch mit fairen und sicheren Arbeitsbedingungen für die beteiligten Künstler*innen und Darsteller*innen, die Regisseur*innen und Kameraleute zu tun hat. Der Appell, für so produzierte Pornographie bitte auch zu bezahlen, bekam reichlich Applaus.

Schwieriger wurde es, als es um Inhalte ging. Hier tat sich der Kreis leichter damit, zu formulieren was feministische Pornographie nicht sein soll. Die Abgrenzung von einer vermuteten Mainstream- Pornografie ging noch leicht über die Lippen. Was dem Diskussionskreis erkennbar schwerer fiel, war, selbst zu formulieren welche Bilder, Kategorien und Erzählungen von feministischer Pornographie erhofft und erwartet werden. Es blieb aus, sich einen eigenen Sprachraum für die Inhalte feministische Pornographie zu erobern. Und diesen verträumt, konkret und explizit zu füllen. Doch noch eine Tabuzone?

Oliwia Hälterlein und die Reihe „Sexpositiv“ jedenfalls haben einen ersten, mutigen Aufschlag gemacht. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung. Diese folgt schon bald beim vertiefenden Workshop zum Thema Femporn am 22.11. um 17:00 im Rahmen der Aktionswoche zur sexuellen Bildung: „Aufgeklärt?! Wir nehmen´s selbst in die Hand!“ 

Die Reihe Sexpositiv  wird von Liebensfreude und Tanja Rommler (der „Möglichmacherin“)  veranstaltet. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe findet am 22. Januar 2020 (OMG was für eine Jahreszahl) statt. Titel “ Nie mehr schlechten Sex dank Tantra?!“.

Im Folgenden ein paar Links zum Thema feministische Pornographie (danke an Oliwia Hälterlein für die Zusammenstellung). Deren Inhalte sind selbstredend nur für über 18jährige gedacht.

Filme:
Erika Lust: www.erikalust.com
Jennifer Lyon Bell: www.blueartichokefilms.com
FourChambers: https://afourchamberedheart.com/about 
Lucie Blush: www.commonsensual.com
Meow Meow: www.meow.wtf
Ms Naughty: www.msnaughty.com
Shine Louise Hoston: www.pinkwhite.biz
Auch: www.makelovenotporn.tv,
Sowie: www.lustery.com,
Und auch noch: https://ersties.com/
Und natürlich: Jungs und Mädelz von hier: Feuerzeug.  www.feuerzeugfilms.de/

Filmfestivals
Basel: Luststreifen
Zürich: Porny days
Berlin: Porn Filmfestival und PorYes Award
Wien: Porn Filmfestival Vienna