mein erster blog-beitrag. als tantra-masseurin bei amakido. für alle menschen, die neugierig sind, auf sexualität und sinnlichkeit, haut und fühlen, mit hirn und herz.

als thema absolut naheliegend, aber ausufernd zu denken und daher hier nur angerissen: die frau als kundin sexueller dienstleister. scheinbar eine seltene pflanze! erst dabei, entdeckt zu werden.

warum das so ist, und welche gründe dahinter stehen, das gilt es hier zu hinterfragen.

beim surfen im netz, sei es auf den seiten kommerzieller lust-anbieter, oder den sozialen medien, treffe ich auf folgendes frauenbild:

die frau, deren sexualität geheilt werden muss.

stichworte sind die mother wound, also die individuelle und kollektive verletzung der weiblichkeit durch das patriarchat. ach, überhaupt das patriarchat!

nächster punkt – der geschlechter-gap. und schon sind wir mitten im thema. auffällig: in praxis und in medialer rezeption unterscheidet sich frauenlust klar von manneslust. die triebabfuhr des mannes steht der heilung der frau gegenüber. steht ihr scheinbar auch im weg. kommerziell schlägt sich das hier nieder: pornoindustrie auf der einen seite; selbstfindungsworkshops, frauenzirkel und squirting-seminare auf der anderen.

der hauptteil unserer gäste sind männer, und nur wenige frauen wollen den weg zu uns finden, um sich massieren zu lassen.

im eigenen umfeld nachgehakt, erhalte ich dazu bunte begründungen:

lust sei privat! fremde hände hätten am eigenen körper zum zwecke der beglückung nichts zu suchen. begriffe wie vertrauen und intimität fallen…

dafür zu zahlen wird als demütigend empfunden. so, als wäre es eine schande, als frau lust durch extern befriedigen zu lassen. dafür bin ich selbst zuständig, wenn ich es nicht schaffe, einen fähigen galan zwischen die laken und die beine zu locken. ja, aber wie sollte es auch anders sein: jahrhunderte lang war es in den kulturen der welt üblich, dass männer ihre lust befriedigen ließen, und dafür andere menschen aufsuchten. auf eine kultur weiblicher kundinnenschaft blicken wir nicht zurück, es ist nicht in unseren köpfen drin, dass frau sich mann (oder frau) nimmt, um spaß zu haben. ich bin mir klar, dass das thema prostitution zwischen dem mythos der baylonischen tempelhure und dem radikalen feminismus statt findet, und werde an dieser stelle sicher keine stellungnahme versuchen.

vielmehr interessieren mich die mechanismen (sozial und individuell), die der sexuell potenten und zahlungsfreudigen frau scheinbar im weg stehen.

so, nächster großer brocken auf dem weg zur selbstbestimmtheit in diesem kontext: die romantik! ihr haben wir eine ganze menge zu verdanken: im bereich der körperlichen verzückung scheint sie uns scheuklappen angelegt zu haben. frauen wie männer sind auf der suche nach DEM oder DER EINEN. mit der es dann auch saftig werden und bitte vor allem bleiben soll. wenn das nicht mehr reicht… gehen frauen vielleicht fremd. aber sicher nicht zu einem callboy, oder zu einem masseur, um sich ihrer lust zu widmen. romantische begründung: lust und sex ist viel schöner mit jemand, den man liebt! wenn nicht verfügbar, dann warten wir auf den nächsten märchenprinzen. ende der diskussion. echt jetzt?

weiter… anlässlich der #metoo-debatte veröffentlichte svenja faßpöhler einen essay mit dem titel „die potente frau – für eine neue neue weiblichkeit“. darin ruft sie zur aufwertung weiblicher potenz auf. der text wurde extrem kontrovers aufgenommen. das bild der starken lustvollen frau bleibt dennoch hängen. kraftvoll weiter gesponnen hat kristina marlen das thema, und schrieb kürzlich in der taz von der angst vor ihr, der potenten frau. an dieser debatte zeigt sich vielleicht die ganze polarität, das ganze dilemma: weibliche sexualität zwischen feministischer enge und emanzipierter eigenmacht. zwischen aufschrei und anklage.

frei davon werden wird nur, wenn es uns gelingt, die enge der geschlechter-stereotypen hinter uns zu lassen. uns mit der kollektiven wut zu versöhnen, die misogyne männer, die incel-bewegung, und andere extreme, auch auf seiten der frauenbewegung gebiert. wenn wir das erbe der jahrhundertelangen indoktrination durch kirche bewusst machen. und wenn wir erkennen, dass herzkraft, freude und lust die wunderbarsten transformatoren sind. die jedem frei stehen. sie zu nutzen, zu teilen, sich gemeinsam damit zu nähren und zu beschenken.

zugegeben: vom thema frau als kundin habe ich den bogen weit gespannt. und das aus gründen.